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USA Erklärt, die zweite.

(3 comments)

As I think the previous entry apparently had a serious tl;dr issue, I'll try again, in German this time.

Scot W. Stevensons Blog USA Erklärt liefert spannende und sehr wertvolle Erklärungen, wie die USA politisch funktionieren und warum viele Ereignisse aus deutscher Sicht ohne weitere Erklärungen nicht verständlich sind und von deutschen Medien oft falsch oder zumindest sinnentstellend verkürzt dargestellt werden.

In einem aktuellen Beitrag erklärt Scot viel besser als ich das Veto des US-Präsidenten gegen ein Gesetz zu einem bundesweiten Gesundheits-Unterstützungsprogramm. Lesenswert!

Für Fortgeschrittene geeignet ist dann das englischsprachige Watch-Blog Davids Medienkritik von David Kaspar und Ray Drake (beides deutsche Staatsbürger übrigens), auch wenn die Autoren vielleicht manchmal oft etwas vorschnell Antiamerikanismus unterstellen, wo journalistisch schlampige Arbeit als Erklärung völlig ausreicht.

Comments

cybasheep.livejournal.com 16 years, 6 months ago

"Für Fortgeschrittene" stimmt wohl, aber so viele fortgeschritten geisteskranke^Wstockkonservative Amerikaner bzw. Amerikafans lesen dein Blog doch gar nicht?

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woelfisch.livejournal.com 16 years, 6 months ago

Naja, Davids Medienkritik ist zum Teil recht polemisch. Wenn man sich aber mal ansieht, was die da an schier unglaublich schlechten Journalismus aufstöbern, der in Deutschland immerhin meinungsbildend ist, dann kann einem schon der Hut hochgehen. Ich glaube, die beiden machen sich durch die Form der durchaus berechtigten Kritik mehr kaputt als dass es nützt, zumal sie wider besseren Wissens die historischen und kulturellen Gründe für die Berichterstattung auf deutscher Seite grob vernachlässigen. Allerdings zeigt die Polemik in durchaus angemessener Form, wie die oft völlig schiefe Berichterstattung auf Amerikaner wirkt.

Ich glaube ja, dass großer ein Teil des Problems auch aus den unterschiedlichen Auffassungen von Journalismus herrührt. Viele Berichte in deutschen Medien basieren direkt auf amerikanischer Berichterstattung. Nun wird dort in den Zeitungen mehr Wert auf eine "ausgewogene" Berichterstattung wertgelegt: eine Sache hat immer mindestens zwei Seiten, also kommt auch die Gegenseite in einem Bericht zu Wort, egal wie abstrus sie ist. Es wird dabei, wenn überhaupt, auch nur sehr vorsichtig gewertet. So verbreitet sich auch der größte Unsinn. Außerdem sehen es amerikanische Zeitungs-Journalisten, im Gegensatz zu deutschen, nicht als ihre Aufgabe an, detailierte Zusammenhänge zu präsentieren. Dies passiert allenfalls in Kolumnen und Kommentaren.

Der deutsche Journalismus dagegen versucht oft "meinungsbildend" zu sein und lässt dabei manchmal Aspekte einfach fallen, die wichtig wären das Thema überhaupt zu verstehen, weil es dem Autor zu kompliziert wäre oder er glaubt, damit seine Aussage zu verwässern.

Beide Ansätze, Ausgewogenheit um jeden Preis und aktive Meinungsbildung, dienen nicht sonderlich der Vermittlung von Fakten. Das eine lässt den Leser ratlos zurück, das andere manipuliert ihn. Und so richtig geht das in die Hose, wenn der Leser vom ersten der Autor vom zweiten ist. So kommt ein Großteil der "Only in America..."-Berichterstattung in Deutschland zustande.

Der andere Punkt ist, wie Kaspar und Drake ausführen, dass ausländische Journalisten in Washington weitgehend von der Kommunikation mit der Politik abgeschnitten sind. Sie haben gar keine andere Chance, als von der US-Presse abzuschreiben. Zumal viele Verlage das Budget nicht haben, dass ihre Korrespondenten selbst mal rausfahren und vor Ort recherchieren. Das ist, wenn man dazu einen ganzen Kontinent bereisen muss, eben sehr teuer und zeitraubend. Hier liegt in der Tat ein Versäumnis der US-Regierungen nach 1989 vor.

Nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht: ich bin kein Amerika-Fan im allgemeinen Sinne. Ich bin ein großer Fan amerikanischer Natur und Landschaft. Natürlich bin ich auch fasziniert von dem Land und wie es funktioniert. Genauso faszinierend ist allerdings auch zu beobachten, was dort so alles nicht funktioniert und warum das so ist. Und zu erkennen, warum viele Dinge dort sehr sinnvoll gelöst sind, aber gleichzeitig diese Lösungen in Deutschland so nicht funktionieren können. Der bessere Vermittler in diesen Fragen ist dabei in der Tat Stevenson.

In der Tat gibt es auch sehr viel an der amerikanischen Innen- wie Außenpolitik zu kritisieren. Erstere geht uns meistens nicht einmal direkt etwas an. Die Außenpolitik allerdings schon, und da haben wir oft durchaus ein Interesse daran, unsere Interessen umzusetzen. Nur: um überhaupt gehört zu werden, müssen wir zeigen, dass wir uns überhaupt informiert haben. Sonst machen wir uns einfach nur lächerlich. Das gilt übrigens ganz genauso für die russische, chinesische, französische oder britische Politik. Mich würde es sehr freuen, auch mal in ähnlicher Form etwas darüber zu lesen.

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cybasheep.livejournal.com 16 years, 6 months ago

Wollte nur Davids Medienkritik nicht so unkommentiert stehen lassen. Die Idee eines Medienwatchblogs über Auslandsberichterstattung an sich ist ja super, aber DM ist leider leider mindestens soviel Matschkanone wie Watchblog und politisch eindeutig positioniert. Besonders die Prämisse, dass die tatsächlich oft oberflächliche, oft ungenaue und oft schlicht falsche Berichterstattung über die USA hauptursächlich für das Imageproblem der USA seit 2001 sei, macht DM letztendlich mehr lächerlich als lesenswert.

Allerdings: Wenn man mal amerikanisch-konservative Netz-Publizistik kennenlernen will, ist die die Blogroll von Davids Medienkritik ein toller Ausgangspunkt - vorausgesetzt, man verträgt echt starken Tobak (mein Favorit: SteynOnline, das Blog des flügelschraubigsten Kanadiers wo gibt).

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